Mittwoch, 18. Juni 2014

Suchen und nicht finden - Goethe "Gefunden"

Immer wieder erfahre ich diesen Effekt, welchen ich aus Goethes Gedicht "Gefunden" kenne.

Ich ging im Walde
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.

Im Schatten sah ich
Ein Blümchen stehn,
Wie Sterne leuchtend,
Wie Äuglein schön.


Durch den Wald, den Park laufend, entdecke ich ohne bewusstes Suchen schöne, interessante Dinge. Diese begegnen mir praktisch jedes Mal wieder. Bis zu dem Punkt an welchem ich mir vornehme, sie mir einmal genauer anzusehen.

Ich wollt es brechen,
Da sagt es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?


Und nun? Plötzlich finde ich die Dinge nicht mehr. Als wollten sie mir sagen, ich möge mich erst mehr bemühen, sie zu verstehen. Bis sie sich mir wieder zeigen und ich sie körperlich nach Hause tragen kann - oder eben wenigstens als Fotografie.

Ich grub's mit allen
Den Würzlein aus.
Zum Garten trug ich's
Am hübschen Haus.


Um sie in einem Blogbeitrag zu verwursten oder in anderer Art und Weise zu brechen.

Und pflanzt es wieder
Am stillen Ort;
Nun zweigt es immer
Und blüht so fort.

Irgendwie ein sonderbarer Effekt, dass sich manche Dinge einem nur zeigen, wenn man sie nicht bewusst, sozusagen gewaltlos entdeckt und sie nur gedanklich mit sich nimmt. Mit Gewalt kannst Du auf Dauer nichts gewinnen. Erst musst Du sie Dir geneigt machen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen