Freitag, 31. Oktober 2014

Verursacherprinzip

Wem der Begriff unbekannt ist. Das Verursacherprinzip sagt uns, dass die durch Aktivitäten erzeugten Kosten oder Probleme, von deren Verursachern zu tragen sind.

Wir kommen soeben aus einem wunderbaren Urlaub zurück, sind erholt und voller schöner Eindrücke. Denn die Sensoren für Negatives lassen wir immer zu Hause - die nehmen bloß viel Platz weg und würden vielleicht sogar Übergepäck-Kosten verursachen. Was wir nach dem o.g. Prinzip zu tragen hätten. Wollen wir nicht.

Wie häufig, mache ich mir nach dem Urlaub das Vergnügen und sichte bei den entsprechenden Diensten die negativen Hotelbewertungen. Was wurde also beim meinem jetzigen Ferienhotel, dessen Personal wir als kompetent und freundlich und dessen Ausstattung wir als super kennen gelernt hatten so bekrittelt?  

Wie schon gedacht war ein wesentlicher Punkt der Flugverkehr, welcher genau über dem Hotel als Einflugschneise stattfand. Wir hatten diesen, am Meerwasserpool, dem Strand oder der Sonnenterrasse liegend auch beobachtet. Da die Flugzeuge heutzutage alle groß und grell mit den Logos von Reiseunternehmen bemalt sind, sahen wir hier deutlich, wer alles Plätze in der von uns gewählten Reiselandschaft anbietet. 

Ich fand es prima, dass hier das Verursacherprinzip wunderbar umgesetzt wird. Ohne Urlauber gäbe es nämlich keine Flugverkehr. In der Nacht haben wir im übrigen keinen Fluglärm erhören können, weil es offenbar in der Nacht keine Flüge gab.

Das Prinzip ist auch gut positiv ausnutzbar. Freundlichkeit lässt sich nämlich durch eigene Freundlichkeit verursachen.


Mittwoch, 8. Oktober 2014

Das Menschenrecht auf Streik

Die Gewerkschaftsbewegung hat sich mit dem Streikrecht ein wichtiges Recht erkämpft. Solidarisch kämpfen sie gemeinsam für menschenwürdige Arbeitsbedingungen und eine Bezahlung mit welcher man auch leben kann. Das ist gut so. Als langjähriges Gewerkschaftsmitglied frage ich mich jedoch immer häufiger, ob dieses noch im Sinne der Gewerkschaftsbewegung genutzt wird. Und zwar hier in Deutschland - einem der reichsten Länder der Welt, in welchem (bei aller Kritik) der Mensch von eigener Arbeit leben kann. Wenn er nicht gerade in einer Niedriglohnbranche tätig ist. Davon gibt es etliche. In einer Studie von 2013 las ich, das jeder vierte hierzulande von einem Stundenlohn von unter 9,54 € leben muss. Die haben in aller Regel das Problem, in ihren Branchen kaum gewerkschaftlichen Druck durch einen Streik ausüben zu können. Wenn kratzt es schon, wenn Frisöre, Reinigungskräfte, Pflegemitarbeiter oder Wachleute streiken? Letztere können das bestenfalls bei der Flughafenkontrolle und -abfertigung. Sie haben auch darum keine Chance wirksamer Arbeitskämpfe, weil sie zersplittert in kleinen Einzelunternehmen arbeiten. Deswegen sind in diesen Branchen nur wenige gewerkschaftlich organisiert. So wenig, dass z.B. bei ver.di im Fachbereich 13 "sonstige" zusammengefasst sind! Das ist schlecht.

Ganz anders können da die Monopolisten mit den Muskeln spielen. Wegen dieser Monopol bedingten Kraft, haben diese auch super Organisatiosquoten. Zuletzt war diese Stärke wieder bei Lufthansapiloten und gestern bei der GDL zu erleben. Weil der Arbeitgeber nicht auf ihre Forderungen eingeht, wird unverzüglich ein bundesweiter Streik ausgelöst um bei Arbeitgeber Druck auszuüben. Mit ihrer Organisationskraft können sie das auch wunderbar. 
Piloten und Lokführer haben sich zumeist einen Traum mit ihrem Beruf erfüllt, wer will nicht Lokführer, Pilot oder Feuerwehrmann werden? Neben dem Traum dieser Aufgabe, haben dies Berufe auch noch eine gute Bezahlung. Sie liegt im allgemeinen über dem Durchschnitt. Ich weiß - es gibt mit Sicherheit Lokführer, welche unter dem statistischen Durchschnitt* bezahlt werden. 
Aber alles wird teurer, da ist schon verständlich, wenn man regelmäßig mehr Lohn haben möchte, um Teuerungen auszugleichen. Das ist recht und billig! Auch Freizeit ist wichtig. Ich las, das die GDL die wöchentliche Arbeitszeit von 37 auf 35 Stunden verringern möchte - Mindestlohn Empfänger könnten mit so wenigen Arbeitsstunden gar nicht leben! Hier möchte aber eine ganze Gruppe 5% mehr Geld, bei grob über den Daumen gepeilt 5% weniger Arbeitszeiteinsatz. Um bei Zahlen zu bleiben: 91% der GDL Mitglieder halten es gerechtfertigt, dafür ihre Fahrgäste mit einem Streik zu bestrafen. Denn darauf läuft es hinaus, wenn dieser Monopolist die Leistungen einstellt. Dabei wird sogar gern auf die hohe Verantwortung der Lokführer verwiesen. Ich halte das für einen Ausdruck hoher Verantwortungslosigkeit und außerdem für unsolidarisch. Was würde ein Lokführer sagen, wenn einer seiner Pflege bedürftigen Angehörigen, die erforderliche Leistung nicht erhielte, weil die Pflegekräfte streiken? Wenn er im Aufzug stecken bleiben müsste, weil der zur Befreiung beauftragte Dienst gerade streikt? Da muss ich doch fragen: waren alle Möglichkeiten schon ausgeschöpft und muss man dann gleich bundesweit und auch im Personenverkehr streiken? Ich halte es für eine Form von Machtmissbrauch. Machtmissbrauch mag ich nicht. Besonders wenn es die Falschen trifft. Das zeigt sich besonders deutlich nach dem nunmehr dritten Streik, binnen kurzer Zeit.

Viele der vom aktuellen Streik Betroffenen sind übrigens Schichtarbeiter aus den o.g. Niedriglohnjobs; Reinigungskräfte und Wachleute welche von der langen Schicht kommen, bzw. zu dieser müssen. Aufmerksame Lokführer könnten das wissen. Und es trifft all jene, welche Umwelt bewusst auf das eigene KFZ verzichten und mit den Öffentlichen mobil sein wollen.

Wer zahlt eigentlich dafür? Die Fahrgäste natürlich. Leute aus dem Niedriglohnsektor sogar dreimal.

- das erste Mal sofort: durch Zeitverlust wegen Zugausfall,
- das zweite Mal mittelfristig: durch höhere Fahrpreise (welche sich z.B, bei der Berliner S-Bahn in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt haben und das bei geringerer Qualität),
- das dritte Mal langfristig: durch eine geringer ausfallende Rente. Der Abstand zum Durchschnitt der ins Rentensystem Einzahlenden wird nämlich durch die regelmäßigen rapiden Erhöhungen für die Starken immer größer.

Mir stellt sich auch die Frage, ob der Arbeitgeber ebenfalls Schaden erleidet? Zum Beispiel bei der Berliner S-Bahn. S-Bahnen welche nicht fahren, kosten grob gerechnet nichts! Oder? Lokführer, welche streiken kosten dem Arbeitgeber keinen Lohn.
Auf der anderen Seite, fehlen der S-Bahn die Einnahmen für Tickets. Oder? Denn, die in der Nacht und früh am Morgen gewöhnlich und regelmäßig die S-Bahn benutzenden Pendler dürften zu einem hohen Teil Zeitkartenbesitzern sein. Die haben also schon bezahlt! Und. Die Zeit der Nacht dürfte mangels Kontrollen (ich habe zwischen 22 Uhr und 6 Uhr noch nie eine Kontrolle erlebt) die höchste Schwarzfahrerquote haben.
Bei den Fern- und Regionalstrecken mag das vielleicht anders aussehen.

* für das was Durchschnitt ist gibt es diverse Angaben. Für mich hat derjenige Durchschnitt verdient, welcher es auf 1 Rentenpunkt im Jahr brachte.

Mir persönlich schadet der seit 6.11. laufende Rekordstreik übrigens nicht. Als Berliner genieße ich den Vorzug zwei parallele Nahverkehrsnetze nutzen zu können. Den durch vollere U-Bahnen und Busse entstandenen Verlust an Bequemlichkeit kann ich verschmerzen. Rein statistisch überwiegen ohnehin die betriebsbedingten S-Bahnausfälle, die durch den Streik bedingten. Und zwar deutlich!