Häufig höre und lese ich jetzt von der Notwendigkeit, Solidarität mit den streikenden GDLern zu üben. Ganz klar: ich habe Verständnis für alle abhängig Beschäftigen, welche ihr Recht wahrnehmen sich gegen schlechte Behandlung, miese Bezahlung und miserable Arbeitsbedingungen zu wehren. Wenn alle drei Komponenten zum Streik führen, fühle ich mich auch solidarisch mit diesen Menschen verbunden.
Ich stelle mir aber auch Fragen.
Frage Nr. 1 an die Lokführer. Wen habt ihr eigentlich gewählt und wen werdet ihr bei der nächsten Bundestagswahl wählen? Wählt ihr denn Parteien, welche das aktuelle Gesellschaftssystem für ungerecht halten und daher als unsolidarisch und abzuwählend einschätzen? Oder macht ihr Euer Kreuz bei den etablierten und anderen, das System als alternativ-los ansehenden Parteien? Denn damit zementiert ihr auch Unrecht Eures "Arbeitgebers". "Arbeitgeber" bewusst in "" - denn die Arbeit(skraft) gebt ihr. Die DB nimmt sie und zahlt dafür einen festgelegten Preis.
Im Internet kann ich nachlesen, dass der aktuelle Bundesvorsitzende der GDL in der gleichen Partei ist, wie die aktuelle Bundeskanzlerin. Und die hält das wohl für o.k.!
Frage Nr. 2. Wie sieht es mit Eurer Solidarität gegenüber den Menschen aus, welche ihr transportiert? Ist Euch tatsächlich klar, dass ihr nicht nur aktuelle Transportprobleme schafft, sondern diese Menschen die Resultate des Streiks auch bezahlen? Durch Tariferhöhungen und weniger Rentenpunkte? Wie letzteres zustande kommt, kann man hier nachlesen. Das ihr die aktuelle Störung für die Reisenden erkennt und bedauert ist schon mal positiv.
Damit will ich Euch nicht von Eurem Kampf abhalten - er ist ja berechtigt. Auch ihr habt ein Recht Eure Interessen, mit den zur Verfügung stehenden Mittel durchzusetzen. Das andere das nicht so gut können, ist ja nicht Eure Schuld. Aber darüber nachdenken darf ich und dürft auch ihr schon mal.
Übrigens: ich bin gegen einen vorzeitigen Abbruch des Streiks, wenn nicht eine tatsächliche Bewegung der DB erfolgt. Ich bin sogar dafür, den Streik über den Sonntag hinaus fortzusetzen, wenn bis dahin kein verhandlungsfähiges Angebot vorliegt.
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