Samstag, 8. November 2014

Brot und Spiele

Ganz so heftig ist es nicht, denn das Brot lassen wir sicherheitshalber fort und konzentrieren uns auf die Spiele. Das aber um so heftiger. Seit Monaten wird das 25. Jahr der Wiederkehr des Mauerfalls zelebriert. Mit einer potentiell wachsenden Euphorie. 

Es ist eigentlich gut, dass die unsinnige Teilung eines über eine lange Zeit zusammen gewachsenen Volkes beendet wurde. Aufs Euphoriegaspedal-Gaspedal wird dabei interessanterweise vor allem von den Vertretern der Kräfte getreten, welche die Ursache für die deutsche Teilung schufen. Wer im Geschichtsunterricht aufgepasst hat und in Zusammenhängen denkt, weiß dass diese unmittelbare Ursache der  2. Weltkrieg war. Es sind auch die gleichen Kräfte, welche die Teilung, aus Angst vor einer nicht ausreichend Kapital-orientierten Entwicklung vollzogen. Das Wissen darüber habe ich nicht nur aus dem Staatsbürgerkundeunterricht, auch der Kalender und Publikationen des Deutschen Historischen Museums belegen dieses.

Der Feierdruck ist derartig gewaltig, das gar Claus Weselskys GDL ihren aktuellen Streik, in einer Aktion des guten Willens heute Abend vorzeitig beendet, um das Volk zum Feiern an die Mauerstandorte zu transportieren. Selbstverständlich werden die Schulkinder in Projekten mit dem Mauerfall beschäftigt - hier und da auch von Einheitsgewinnerfirmen unterstützt. Und das dürften eine ganze Menge sein. 

Ich als Nichtbefürworter der Art und Weise des Vollzuges der deutschen Einheit, sehe mit Gelassenheit und stiller Freude, auf die mit hohem propagandistischem Aufwand betriebenen Feierlichkeiten. Weiß ich doch aus der Erfahrung, dass so etwas nur gemacht wird, wenn die zu Überzeugenden nicht von selbst so recht an die Sinnhaftigkeit glauben. 
Einem Kind, welches nicht selbst daran glaubt, dass es wichtig ist, sich vor dem Essen die Hände zu waschen und in der Schule fleißig zu lernen, muss ich das so lange erklären, bis es das verstanden hat und umsetzt. 
Einem Volk welches nicht so wirklich vom Übel der DDR-Diktatur und davon dass diese Deutschland spaltete überzeugt ist, muss ich das immer wieder neu unter die Nase reiben. Das so etwas noch erforderlich ist, nehme ich als Zeichen des bislang zu geringen Erfolgs. Daher freue ich mich auf weitere Veranstaltungen dieser Art. Nächstes Jahr im Oktober haben wir dann ein Vierteljahrhundert deutsche Einheit.

Die Mauer in den Köpfen steht weiter fest und stabil. Daran erfreuen sich Betonköpfe, welche andere Menschen Betonköpfigkeit vorhalten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen